Das Leben als queere Person in der EU

Fühlst du dich sicher in deinem Land? Hast du Angst davor gesehen zu werden? Diese Fragen stellen sich viele tausende queere Menschen in verschiedenen Ländern in der EU täglich. Viele dieser Personen haben weiterhin Angst ihre Sexualität in der Öffentlichkeit zu zeigen, aufgrund der Angst, diskriminiert zu werden.

Um genauer auf die Situationen in den verschiedenen Ländern zu schauen, haben wir uns drei verschiedene Länder innerhalb der EU rausgesucht, welche die Frage, wie sich das Leben der queeren Personen in den verschiedenen EU Ländern äußert, beantwortet. Gezielt haben wir drei verschiedene Länder gewählt, welche sowohl positive Beispiele für das Leben innerhalb der EU als LGTBQ Mitglied darstellen, als auch negative Beispiele.

Die Lage in den Niederlanden

Um die Lage in den Niederlanden genauer zu verdeutlichen, haben wir mit einem Mann in den Niederlanden gesprochen, welcher Teil der LGTBQ Gemeinschaft ist. Dabei haben wir dem 24 Jährigen Liam drei Fragen gestellt, um die Situation zu verdeutlichen.

Wie fühlst du dich in Holland als homosexueller Mann?
Ich fühle mich aufgehoben und sicher. Viele meiner Freunde, welche ebenfalls LGTBQ Mitglieder sind, fühlen sich ebenfalls sehr sicher in den Niederlanden. Ich lebe schon mein ganzes Leben in den Niederlanden und durfte schon von klein auf erfahren, wie offen die Menschen hier gegenüber homosexuellen Menschen sind. Die meisten schlechten Erfahrungen habe ich tatsächlich im Urlaub in anderen Ländern gemacht, meine Freunde ebenfalls, natürlich gibt es hier und da ein paar Leute, die dem ganzen noch nicht so positiv gegenüberstehen, aber das passiert wirklich selten. Mittlerweile gibt es auch viele kleinere Communitys, welche echt gut bei den Leuten ankommen, das gibt es nicht in jedem Land. Die Niederlande ist ebenfalls eine der ältesten Vereinigungen für homosexuelle Menschen der Welt.

Gibt es noch Dinge, die nach deiner Meinung verbessert werden müssten?
Die meisten Probleme gibt es noch bei der Akzeptanz von allen LGTBQ Mitgliedern, dies betrifft aber eigentlich nur wenige Bereiche. Selbst der Gesetzesentwurf der Ehe wurde für alle Personen jeglicher Sexualität ermöglicht. Ich hoffe dennoch, dass es weitere Gesetze gibt, welche es den Menschen ermöglichen, ihre Sexualität ungestraft ausleben zu können. Tatsächlich ist die Niederlande aber auch ein Vorreiter in diesen Punkten, weshalb es vermutlich nichts gegenüber den anderen Ländern auszusetzen gibt. Es sollte generell auf der Welt mehr getan werden, damit die Menschen freier und sicherer Leben können.

Wie schaust du in die Zukunft?
Ich bin zwiegespalten. Ich denke für LGTBQ Mitglieder wird immer mehr Platz geschaffen und die Menschen werden immer offener. Trotzdem ist die Veränderung ziemlich langsam. In den Niederlanden sind fast 83 Prozent für eine gleichgeschlechtliche Ehe gewesen, ein starkes Zeichen für mehr Toleranz, dennoch wurde die rechtspopulistische Partei PVV Stimmensieger. Ein Widerspruch, welcher sich nicht nur durch die Niederlande, sondern durch viele europäische Länder zieht. Ich habe Angst, dass der Fortschritt zurückgeht und man selbst vielleicht nur in der eigenen Blase lebt. Trotzdem bin ich weiterhin positiv gestimmt, dass viele Länder ähnlich der Niederlande handeln und den Weg für LGTBQ freundliches Leben ermöglichen.
(von Milan Volkers)

Die Lage in Deutschland

Es wird in 3 Formen der Homophobie unterteilt:

Diskriminierungen finden auf den verschiedensten Ebenen statt:

Viele Mitglieder der LGBTQ+ Community erleben verbale Anfeindungen oder Online-Mobbing. Doch es bleibt nicht immer bei den verbalen Attacken, oft kommt es zu gewaltsamen Angriffen aufgrund der sexuellen Orientierung. Selbst bei medizinischen Vorgehen sind nicht alle Gleichberechtigt, Homosexuelle Männer dürfen nur Blutspenden wenn sie nachweisen können, dass sie über mehrere Monate in einer monoga- men Beziehung sind oder mehrere Monate keinen Geschlechtsverkehr hatten. Auch wenn sich in Deutschland viel getan hat und vor allem die Jugend inklusiver wird, muss noch einiges in der Gesellschaft und der Gesetzeslage passieren.

Ein Bericht von Marie aus Deutschland:

Ein Bericht von Marie aus Deutschland: Marie (weiblich) 26, wohnt mit zwei Mitbewohner:innen in einer WG in Mainz, vor zwei Jahren hat sie ihr Studium beendet und arbeitet nun für ein kleines Unternehmen. Vor einem Jahr hat sie bei einer WG-Feier ihre Freundin kennengelernt, es ist ihre erste feste Beziehung und könnte eigentlich nicht glücklicher sein. Ihren Freundinnen erzählt sie sofort, dass sie jemanden kennen gelernt hat, aber Zuhause bei ihren Eltern kann sie es nicht erzählen, sie möchte sich nicht streiten und auch die Beleidigungen nicht hören die sie um die Ohren geknallt bekommen würde. So bleiben Marie mit ihrer Freundin in der Öffentlichkeit vorsichtig und zeigen sich nicht offensichtlich als Paar.. Im Sommer haben die beiden einen Urlaub gebucht, beim einchecken geht der Mitarbeiter vom Hotel davon aus dass sie Schwestern sind, Marie entscheidet sich dazu ihn nicht zu korrigieren. Sie ist froh darüber, dass sie in Deutschland nicht um ihre Sicherheit fürchten muss (jedenfalls was das Gesetz angeht). In ihrem engen Umfeld fühlt sie sich wohl und wird von ihren Freundinnen bestärkt. Wenn es in der Öffentlichkeit vielleicht noch mehr Vorbilder LGBTQ+ Personen wären und mehr Aufklärung stattfinden würde, würden vielleicht noch mehr auch ältere Personen ihre alten Eistellungen nochmal überdenken. (von Natalie Tillmann)

Die Lage in Ungarn

Seit 2002 war Homosexualität mit Hetrosexualität gleichgestellt. Homosexuelle Männer durften sogar in der Armee dienen. Doch seit der Machtübernahme durch den Ministerpräsidenten Viktor Orban hat sich die Lage für alle Mitglieder*innen der LGBTQ+ Community sehr verschlechtert.

Trotzdem steigt die Zustimmung zur Gleichgeschlechtlichen Ehe in der Gesellschaft:

Doch viele Organisationen setzen sich in Ungarn für die Rechter der LGBTQ+ Community ein. Die Gruppe For a Diverse Hungary besteht zum Beispiel aus Abgeordneten aller Oppositionsparteien. Sie kämpefn für Menschenrechte allgemein, aber auch für LGBTQ+ Rechte. Es gibt auch viele Unabhängige Organisationen, die Sich für die Rechte der LGBTQ+ Community einsetzt wie zum Besispiel Budapest Pride, Labrisz oder Transvanilla.

Wir haben ein Mitglied der LGBTQ+ Community in Ungarn einige Fragen gestellt, um die Situation im Alltag zu verdeutlichen.

Wie fühlst du dich in Ungarn als Teil der LGBTQ+ Community?
Es ist schwer ich selbst zu sein. Ich kann meine Sexualität nicht öffentlich zeigen. Die einzige Stadt, in der man manchmal gleichgeschlechtliche Pärchen in der Öffentlichkeit sieht ist Budapest. Allerdings ist auch das sehr selten. Ich finde die Menschen sehr mutig, denn allein im letzten Jahr nahmen die queerfeindlichen Hassverbrechen wieder zu. Die Täter*innen fühlen sich durch die Regierung und die queerfeindlcihen Gesetze bestärkt. Jedes Jahr findet in Budapest der Christopher Streets Day statt. Doch man muss damit rechnen, dass es gewaltsame Gegenproteste gibt. Diese gab es in den letzten Jahren immer. Trotzdem gingen 2023 ca.3500 Demonstrierende auf die Straße. Am Tag davor wurde eine Geldstrafe von über 30000€ gegen eine Buchhandlung ausgesprochen. Sie verkauften das Buch Heartstopper ohne Schutzfolie. Das ist ein Comic über zwei Jugendliche die in einer homosexuellen Beziehung sind. Es steht sogar in der Jugendbuchabteilung.

Wie schaust du in die Zukunft?
Ich bin unsicher, was die Zukunft in unserem Land mit sich bringt. Ich habe Hoffnung weil vor allem junge Menschen offener geworden sind. Allerdings glaube ich nicht, dass die Regierung uns bald entgegenkommt. Wir müssten eine ganz neue Regierung haben, damit sich wirklich etwas verändert. Das ist sehr frustrierend. Ich kenne einige Menschen die wegen der queerfeindlichen Regierung sogar ausgewandert sind. Aber das kann natürlich auch nicht jeder Mensch. Und eigeintlich würde ich Ungarn auch nicht verlassen wollen. Ich hoffe, dass die Politiker*innen weiter für uns als Community kämpfen werden. Allerdings werden auch die queeren Politiker*innen mit Hassnachrichten und Drohungen konfrontiert. Die Lage in ländlichen Regionen ist noch schlimmer. Als juger, queerer Mensch auf dem Land, hat man kaum Möglichkeiten, sich zu entfalten.

Wie wir sehen haben queere Menschen überall Herausforderungen, denen sie sich stellen müssen. In einigen Länder sind die Probleme nocht so verbreitet wie in anderen. Trotzdem sind sie da. Diese Darstellung der verscheidenen Länder verdeutlicht: wir müssen als Gesellschaft etwas ändern. Queere Menschen müssen gehört werden.
(von Gabriela Brzezon)